Humanbiomonitoring - Selenstatus

Dies ist ein Auszug der Bekanntmachung des Umweltbundesamtes:

Selen und Human-Biomitoring

Stellungnahme der Kommission „Human-Biomonitoring“ des Umweltbundesamtes

Die umweltmedizinische Bedeutung von Selen beruht im Wesentlichen auf folgenden Aspekten:

  1. Selen ist für den Menschen ein essentielles Spurenelement und mit seiner bedeutenden Funktion als Co-Faktor der Glutathionperoxidase ein wesentlicher Bestandteil des antioxidativen Systems.
  2. Die Diskussionen, dass Deutschland neben mehreren nord- und mitteleuropäischen Ländern zu den Regionen mit mittlerer bis geringer Selenzufuhr gehört, und dass Studien zeigen, dass Selen als Antioxidans eine Schutzwirkung gegen kardiovaskuläre Erkrankungen und Krebs aufweist, führte in den letzten Jahren zu einem Boom der Verordnung und Selbstmedikation von Selen, wobei in diesem Zusammenhang bereits Fälle von Selenintoxikation beschrieben wurden.
  3. Sowohl bei Selenmangel als auch bei Selenintoxikationen sind klinische Symptome uncharakteristisch - mit Ausnahme der nach Knoblauch riechenden Ausatmungsluft bei akuten Intoxikationen sowie der Keshan-Krankheit und des Kashin-Beck-Syndroms bei deutlichem Selenmangel.

Risikogruppen, die zu Selenmangel neigen

Referenzwerte zum Selenstatus, Serum- und Vollblutselengehalt

Serum/Plasma Selen (µg/l)

  • Männer und Frauen 50 – 120

Selen Vollblut (µg/l)

  • Männer 79 – 130
  • Frauen 60 – 120
Empfehlungen und Bewertung

Als optimale Selenzufuhr galten nach einer Empfehlung aus dem Jahre 1980 [53] 1-2 µg/kg Körpergewicht, also für den Erwachsenen 50 – 200 µg/Tag. Nach den neuesten Empfehlungen (April 2000) werden vom Institute of Medicine der US National Academies als DRI (dietary reference intake) 55 µg Selen pro Tag mit der Nahrung für Erwachsene als optimale Versorgung empfohlen. Auch zeigen neuere Erkenntnisse u. a. aus USA, dass bei 66-70 µg Se/Tag eine ausgeglichene Bilanz besteht. Zur Verhütung von Selenmangelzuständen reicht vermutlich bereits eine Zufuhr von 0,3 µg Se/kg Körpergewicht und Tag (20 µg Se/Tag für einen 70 kg schweren Erwachsenen). Besonders während der Schwangerschaft und der Stillzeit wird deutlich, dass die nutritive Selenaufnahme der Frau in der Bundesrepublik suboptimal ist. In seiner Stellungnahme aus dem Jahre 1989 empfiehlt der US National Research Council während der Schwangerschaft zusätzlich eine Selenaufnahme von 10 µg Se/Tag. Während der Stillzeit wird eine zusätzliche Selenaufnahme von 20 µg Se/Tag empfohlen, um den Verlust von Selen durch Muttermilch zu kompensieren; das sind etwas mehr als 50 % der Selenaufnahme der nicht stillenden Frau in der Bundesrepublik. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat 2000 für Jugendliche und Erwachsene (15-jährige und ältere Personen) 30 bis 70 µg/Tag empfohlen.

Zusammenfassung:

Laut UBA liegt ein allgemeiner Selenmangel mit klinischer Symptomatik in der Bundesrepublik nicht vor. Für die Intoxikation mit Selenverbindungen können wegen der Vielfalt der Selenverbindungen und der Vielfalt der Art der Intoxikationsmöglichkeiten keine einheitlichen klinischen Symptome berichtet werden. Der Geruch der Atemluft nach Knoblauch scheint jedoch ein Symptom zu sein, das generell bei Selenintoxikationen auftritt. Durch ein Biomonitoring kann eine Selenosis eindeutig identifiziert werden.